Mit welchen Herausforderungen und Einstiegshürden sehen sich Unternehmen bei der Einführung von E-Dienstwagenflotten konfrontiert?

Gemeinsam mit unseren Partnerfirmen acondas und receeda sowie e-Mobility-Experten aus unterschiedlichen Branchen, haben wir die Arbeitsgruppe “e-Company Car” gegründet, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Das Ziel: “Schmerzpunkte”, die beim Einsatz von E-Dienstwagenflotten aus Unternehmens- und Nutzersicht entlang der Customer Journey entstehen, identifizieren und werthaltige Lösungen ableiten. Hierfür betrachten wir fünf Phasen der Customer Journey:

  1. Aktivierung des Bedürfnisses für einen neuen Dienstwagen
  2. Informationsbeschaffung
  3. Evaluation der gesammelten Informationen
  4. Anschaffungs-/Kaufentscheidung
  5. Nutzung

In den zwei vorangegangen Beiträgen haben wir uns bereits mit den Phasen → Aktivierung und Informationsbeschaffung sowie → Evaluation, Anschaffungsentscheidung und Nutzung auseinandergesetzt und Herausforderungen und Pain Points identfiziert.

In diesem Beitrag wollen wir auf den abschließenden Workshop am EUREF Campus in Berlin eingehen, bei dem Lösungsansätze und Werkzeuge für das (Flotten) Management von Unternehmen ausgearbeitet wurden, die ihre Fahrzeugflotten auf reine Elektrofahrzeuge umrüsten bzw. diese professionell ausbauen wollen.

Ergebnisse aus dem Workshop

Der Workshop hat eine enorme Bandbreite und Tiefe der zu berücksichtigenden Themenfelder offenbart.
Hier einige wesentliche Erkenntnisse und Ansatzpunkte zur erfolgreichen Einführung von e-Company Cars in einem kurzen Überblick:

Die Umstellung der Fahrzeugflotte auf reine E-Fahrzeuge ist ein umfassender Veränderungsprozess. Viele anfangs skeptische Nutzer:innen müssen mit Informationen und Fakten überzeugt, Ängste müssen beseitigt und Erfolgsbeispiele aus der E-Flotte kommuniziert werden. Den ersten Nutzer:innen von E-Firmenwagen sollte dazu eine Plattform geboten werden, auf der sie über ihre Erfahrungen berichten können.

Vor der Einführung von E-Fahrzeugen ist eine große Vielfalt an Themen zu klären, die über das bisherige Aufgabenspektrum eines klassischen Flottenmanagers hinausgehen: das erwartete Fahr- und Ladeverhalten der Nutzer:innen, den Aufbau betrieblicher Ladeinfrastruktur, eine mögliche Unterstützung beim Aufbau privater Ladeinfrastruktur, die Abrechnung der Stromkosten, steuerliche Aspekte, Fragen der Förderung, etc. Von Flottenmanagement und Fachabteilungen wird zunehmend erwartet, dass sie sich das erforderliche Wissen aneignen bzw. über externe Partner bereitstellen.

Die Umrüstung der Fahrzeugflotte auf reine E-Fahrzeuge kostet Geld. Die Total Cost of Ownership (TCO) umfassen nicht nur Kosten für die Anschaffung der Fahrzeuge mit in der Regel höheren Bruttolistenpreisen im Vergleich zu Benzin- und Dieselfahrzeugen, sondern auch mit Zusatzkosten für den Aufbau von Ladeinfrastruktur am Arbeitsplatz und bei den Nutzer:innen zuhause, für externe Dienstleistungen und zusätzliche Mitarbeiterkapazitäten in der Administration.

Damit die Umrüstung nicht auf halber Strecke liegen bleibt ist es wichtig, dem Management volle Kostentransparenz in einem umfassenden, langfristig ausgelegten Business Plan zu bieten, mit den relevanten Kostentreibern zu hinterlegen und fortlaufend zu aktualisieren. Wichtig dabei sind außerdem Kostenvergleichsrechnungen zur konventionellen Fahrzeugflotte mit einer Darstellung des „Break Even“-Punktes, zu welchem sich die Zusatzinvestitionen in die E-Flotte amortisieren und die Kostenvorteile einer E-Flotte überwiegen.

Welche Ladeinfrastruktur muss am Arbeitsplatz zur Verfügung gestellt werden? Braucht jede:r Nutzer:in eines E-Firmenwagens eine eigene Wallbox zuhause? Soll diese vom Arbeitgeber bereitgestellt oder subventioniert werden? Welche weiteren Ladeanbieter dürfen genutzt werden? Diese und zahlreiche weitere Fragen rund um das private, betriebliche und öffentliche Laden müssen geklärt werden, bevor der erste vollelektrische Firmenwagen angeschafft wird. Unsere Empfehlung dabei: Keep it simple! Es sollten einige wenige (3-5) Nutzergruppen mit ähnlichem Fahr- und Ladeverhalten differenziert werden, für die dann bestimmte Standardpakete bestehend aus geeigneten Fahrzeugtypen und Ladeinfrastruktur bereitgestellt werden.

Ein neues Thema in der innerbetrieblichen Abrechnung von E-Firmenwagen ist die Abrechnung der Ladekosten: Stromverbrauch, ggf. Kosten der Anschaffung und Wartung von Wallboxen, Kosten des Unterwegs-Ladens, etc. Auch hier gilt das Prinzip „Keep it simple“: Wir gehen davon aus, dass in ca. 5 Jahren alle E-Fahrzeuge mit einem Plug-and-Charge / Autocharge System ausgestattet sein werden, bei dem das Fahrzeug selbst die geladene Strommenge und Informationen zur Ladesäule je Ladevorgang erfasst und diese mit entsprechenden Kostensätzen versehen an die betrieblichen Abrechnungsstellen automatisiert weiterleitet. Bis dahin sind einfache Übergangslösungen für die Abrechnung von Ladekosten zu etablieren, die sich an die internen Reisekostenabrechnungen anlehnen. Diese sollten nur für die wesentlichen Standardfälle des Ladens (Zuhause, Betrieb und ausgewählte Anbieter für Unterwegs-Laden) sowie mit einfachen technischen Lösungen entwickelt werden.

Das klassische Flottenmanagement verändert sich: Aus dem/der Flottenmanager:in wird ein/e Mobility Manager:in mit vielen neuen Aufgaben und Kompetenzen. Neben den klassischen Aufgaben und Kompetenzen des Fuhrparkmanagements sind insbesondere Durchsetzungs- und Kommunikationsstärke, weitere fachliche Kompetenzen (z.B. im Themenfeld „Ladeinfrastruktur“) sowie der Aufbau und die Pflege eines Expertennetzwerks erfolgsentscheidend. Gleichzeitig muss das betriebliche Flottenmanagement um weitere (interne oder externe) Ressourcen verstärkt werden, um den zunächst höheren administrativen Aufwand in der Betreuung einer „hybriden“ Fahrzeugflotte stemmen zu können.

Auf den ersten Blick kommt auf die Unternehmen bei der Umstellung ihrer Fahrzeugflotten auf reine E-Fahrzeuge viel zu. Die gute Nachricht dabei: Das Flottenmanagement muss nicht alles allein machen, sondern kann tatkräftige Unterstützung aus den unternehmensinternen Fachbereichen sowie von qualifizierten externen Dienstleistern erhalten. Voraussetzung: Diese muss aktiv eingeholt werden.

Wenn Sie weitere Informationen zu den Aufgaben, Rollen, Kompetenzen und Instrumenten des Flottenmanagements bei der Einführung und dem Ausbau der Flotte auf reine E-Fahrzeuge erhalten möchten, sprechen Sie uns gerne an.

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