Nach der erfolgreichen doppelten Wesentlichkeitsanalyse beginnt die nächste, spannende Etappe auf dem Weg zur Nachhaltigkeitsberichterstattung: die Gap-Analyse. Diese ist unerlässlich, um sich auf die Anforderungen der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und European Sustainability Reporting Standards (ESRS) vorzubereiten. Unternehmen, die zur Erstellung eines Nachhaltigkeitsberichts verpflichtet sind, sollten sicherstellen, dass ihr Unternehmen ab dem 1. Januar eines jeden Jahres bereit ist, alle notwendigen Daten für eine transparente und umfassende Berichterstattung zu sammeln. Denn nur durch präzise und vollständige Datenerhebung können sie den hohen Standards der Nachhaltigkeitsberichterstattung gerecht werden und ihre Unternehmensstrategie erfolgreich umsetzen.
Angenommen, Sie sind ab 2026 berichtspflichtig gemäß CSRD/ESRS und stellen Mitte 2025 fest, dass zahlreiche erforderliche Daten entweder nicht oder unzureichend erhoben wurden – dies könnte schwerwiegende Konsequenzen haben. Gute Vorbereitung zahlt sich daher aus!
Übersicht
Warum ist eine Gap-Analyse wichtig?
Die Gap-Analyse identifiziert und schließt Lücken in der aktuellen Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß den neuen Anforderungen. Die Hauptziele der Gap-Analyse sind:
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Gap-Analyse
01 Angabepflichten und Datenpunkte identifizieren
Erstellen Sie eine Liste aller wesentlichen Nachhaltigkeitsaspekte und ergänzen Sie diese um die entsprechenden Angabepflichten und erforderlichen Datenpunkte. Anschließend haben Sie ein letztes Mal die Möglichkeit, individuelle Datenpunkte noch als unwesentlich zu klassifizieren und mit einer dokumentierten Begründung aus der Liste zu entfernen. Das Ergebnis ist der endgültige Umfang Ihres Berichts.
02 Analyse der Lücken
Gehen Sie jetzt systematisch durch die Liste und identifizieren Sie, wo Daten fehlen oder unzureichend sind. Bewerten Sie, ob es sich um partielle oder vollständige Lücken handelt, und analysieren Sie die Gründe dafür anhand der folgenden Analysekriterien:
- Textlücke
Sind Daten zwar vorhanden, wurden aber bisher nicht oder nur unvollständig offengelegt? Ein Beispiel hierfür wäre, wenn ein Unternehmen zukünftig verpflichtet ist, seine Scope-3-Emissionen zu berichten. Das Unternehmen hat diese Emissionen bereits ermittelt, jedoch bisher nicht veröffentlicht. - Berechnungslücke
Entsprechen die erhobenen Kennzahlen den Anforderungen der Angabepflicht? Hier muss möglicherweise die Datenqualität angepasst werden. Ein Beispiel hierfür wäre, wenn eine Kennzahl bisher nicht in der geforderten Einheit erfasst wurde. - Richtlinienlücke
Fehlt eine Richtlinie oder deckt sie einen wesentlichen Aspekt nicht vollständig ab? Ein Beispiel hierfür wäre, wenn ein Unternehmen zwar einen Verhaltenskodex hat, dieser jedoch Themen wie Tierwohl und Kinderarbeit nicht berücksichtigt. Sollte dies für das Unternehmen wesentlich sein, müsste der Verhaltenskodex entsprechend überarbeitet werden. - Datenlücke
Werden die geforderten Informationen oder Daten bereits über alle (vollkonsolidierten) Konzerngesellschaften erfasst? Wenn nicht, müsste in Unternehmen, die von dieser Berichtspflicht betroffen sind, ein völlig neuer Prozess etabliert werden, um sicherzustellen, dass diese Daten in zukünftigen Berichten offengelegt werden können. Dies stellt häufig den größten Aufwand dar. Ein Beispiel wäre, wenn ein Unternehmen bisher die Scope-3-Emissionen nicht ermittelt hat, dies aber in Zukunft berichten muss.
03 Implementierungsaufwand bemessen
Entwickeln Sie anschließend ein detailliertes Zielkonzept, das den zeitlichen Rahmen, Verantwortlichkeiten und Ressourcen zur Schließung der identifizierten Lücken umfasst. Dies kann die Einführung neuer oder die Anpassung bestehender Richtlinien und Prozesse sowie die Implementierung neuer Datenerhebungsprozesse beinhalten.
Umsetzung und kontinuierliche Verbesserung
Die Durchführung einer Gap-Analyse ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Unternehmen müssen regelmäßig ihre Daten und Prozesse überprüfen, um sicherzustellen, dass sie den sich ständig weiterentwickelnden Anforderungen der Nachhaltigkeitsberichterstattung entsprechen. Dieser iterative Ansatz hilft nicht nur, aktuelle Lücken zu schließen, sondern auch zukünftige Herausforderungen proaktiv anzugehen.
Die Gap-Analyse ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Sie ermöglicht es Unternehmen, ihre Datenlücken zu identifizieren und zu schließen, um den hohen Anforderungen der CSRD/ESRS gerecht zu werden.
Durch eine strukturierte und systematische Herangehensweise können Unternehmen nicht nur ihre Berichterstattung verbessern, sondern auch ihre gesamte Nachhaltigkeitsstrategie stärken.
Ihr Ansprechpartner
Zu unseren Beratungsleistungen im Bereich Nachhaltigkeit:
© Photos: Titel und Content: Delphotostock/stock.adobe.com; Gorodenkoff/stock.adobe.com; tippapatt/stock.adobe.com; Portrait: Johanna Lohr